SSC Napoli – FC Bayern München 1:1

Die Bayern reisten nach Neapel zu einer echten Top-Mannschaft und dem heimlichen Favoriten auf den italienischen Scudetto. Erneut wurde ein Spiel als Härtetest ausgerufen, doch diesmal bewahrheiteten sich die Warnungen vor Napoli – die Bayern hatten Probleme.

Nach den Spielen gegen Mönchengladbach und in Hoffenheim war es das einzige Spiel dieser Saison, welches der deutsche Rekordmeister nicht gewinnen konnte. Nach dem lockeren Sieg über die Berliner Hertha behielt Heynckes seine Mannschaft bei – auch Luiz Gustavo verfolgte das Spiel von der Bank aus. Zwar hatte Napoli am Wochenende verloren, doch die Bayern gingen gegen einen so ziemlich in Topbesetzung im typischen 3-4-2-1 auflaufenden Gegner mit ihrem gesammelten Selbstvertrauen und hoher Konzentration ins Spiel.

Ihr Lauf schien sich unaufhaltsam fortzusetzen, als die Bayern bereits nach zwei Minuten durch Kroos in Führung gingen. Der Treffer spiegelte das Angriffsspiel der Münchener treffend wieder, symbolisierte er doch die beiden Stärken der Münchener – das Flügelspiel und Toni Kroos.

Wichtigkeit der Außenverteidiger und Kroos´

Dass diese beiden diesmal so deutlich zum Tragen kamen, lag an der gegnerischen Formation. Auf den Außen entstanden für die Bayern Überzahlsituationen, so dass sich für die Außenverteidiger – wie für Boateng in der zweiten Minuten – Raum ergab, wenn ihre Vordermänner – und häufig die gegnerischen Wing-Backs mit – in die Mitte zogen. Auch im Mittelfeld waren die Münchener in der Überzahl, was Kroos diese Freiheiten ermöglichte. Dafür nahm er eine diesmal sehr vertikale Rolle ein, half im Spielaufbau, um dann beim Angriff über außen vorzustoßen und am Strafraum sich freizulaufen. Dass Napoli Räume zwischen den Linien fand, lag an der hohen Positionierung von Inler und Gargano, welche wiederum durch drei Faktoren begründet war:

Erstens gab es für die drei hochgelobten neapolitanischen Offensivkünstler sehr freie Rollen, so dass diese defensiv nicht immer voll da waren und dabei oft auch eher auf die Außenbahnen helfen gehen mussten, zweitens versuchte Inler, mit seiner aggressiven Dynamik Schweinsteiger abzudecken, so dass man höher stehen musste, was auch gleich den dritten Punkt befeuerte, nämlich, dass Gargano viel Raum abdecken musste und Kroos so häufig unbewacht war. Dass dies nach dem Führungstor der Bayern besser wurde, obwohl die Hausherren nun aggressiver pressten, lag wiederum an zwei Faktoren.

Taktische Veränderungen bei Napoli

Zum einen veränderte sich die strukturelle Ausrichtung von Gargano und Inler. Während man sich vorher noch relativ klar an Schweinsteiger und Tymoschchuk orientierte sowie bei Bällen nach außen dorthin verschob, postierte man sich nun schematisch in einer 1-1-Stellung, in welcher Inler vorne attackierte, während Gargano die losen Bälle einsammelte. Mit dieser vertikalen Struktur kam man näher an das Vorbild des Mittelfeldes aus dem 4-1-3-1-1 heran, welches schon oft gegen die Bayern eingesetzt wurde. Der große Vorteil hier lag vor allem darin, dass man im Zentrum nun besser abgesichert war und die Bayern besser voneinander isolieren konnte, während die defensive Fünferkette das Prinzip des Einengens nun besser umsetzen konnte, was letztlich im vermehrten Aufrücken der Mittelfeld-Kollegen mündete und Napoli mehr Räume zum Gegenstoß gab.

Zum anderen wurden die Läufe von Kroos nun vermehrt vom aus der Innenverteidigung herausrückenden Campagnaro abgesichert, welcher die Effektivität durch ein Herausrücken häufig im Keim ersticken konnte. Durch die so erreichte weitgehende Neutralisation der bayerischen Hauptgefahr stand Napoli defensiv sicherer und den Bayern fehlte es an Durchschlagskraft, insbesondere Gomez konnte sich gegen drei Innenverteidiger nicht freispielen, während Ribéry keinen Glanzauftritt wie zuletzt ablieferte. Zwar spielte Gomez seine übliche Rolle – was allerdings eher noch mehr Power im letzten Drittel nahm – doch Kroos und Schweinsteiger standen Ribéry nicht ganz so oft zur Seite, was bei Ersterem an seiner Rolle lag und bei Schweinsteiger daran, dass er recht gut abgedeckt war und diesem oft durch Ausweichen entgehen wollte. Hauptsächlich war aber das Fehlen Kroos´ als konstanter Spielpartner, Schweinsteiger hatte schon gegen Berlin als Raumfüller auf Rechts häufig sich von links wegbewegt. Weiterhin konnte Lahm nicht so stark nach vorne, weil er hinten gegen Konter absichern musste – berechtigterweise, wie sich zeigen sollte.

Napolis Offensivspiel

Doch Ribéry ging dadurch immer weiter nach vorne und stand immer höher, auch, weil er den Zug zum Tor im Team etwas vermisste, besonders aber, weil er zusammen mit Kroos gegen Campagnaro attackieren wollte – doch diese Synchronisation war für die Bayern nicht zu schaffen, anstatt besser ins Spiel zu kommen, ließ Ribéry hinten Räume. Denn weil Kroos bei gegnerischem Ballbesitz sich fallen ließ, konnte Maggio vorwärts preschen – Campagnaro würde auf die Seite schieben und den hinterlassenen Raum samt hochstehenden Ribéry abdecken. Als Maggio sich rechts gegen Lahm durchsetzte und Badstuber die Hereingabe im eigenen Tor unterbrachte, war der Ausgleich da.

Doch selbst wenn die Gastgeber sich auch in der Folgezeit – bis auf die letzten 20 Minuten des Spiels, als beide Teams sich mit dem Remis abfanden – gut gegen die Münchener stemmten, muss doch angemerkt werden, dass ihnen kein einziger Schuss auf das Tor und nur drei Abschlussversuche in 90 Minuten gelangen. Sie hielten gut mit, aber gefährlich wurden sie nur mit Ansätzen, aber kaum mit abgeschlossenen Spielzügen. Einzig die vielen Hereingaben von der rechten Seite – mit dem Treffer als Exempel – und einige Kombinationen im zweiten Durchgang waren gefährlich.

Hier hatten die Bayern Probleme mit der Kombination aus breiten und aggressiv marschierenden Wing-Backs sowie den sehr beweglichen Spielern auf dem Flügel. Einige Male war man außen nicht schnell gut, um das Tandem zu stoppen. Außerdem wirkte Schweinsteiger an diesem Tag nicht gedankenschnell genug in der Defensive, während die fehlende Schnelligkeit und Dynamik bei Tymoschchuk und dann auch im Verschieben der ganzen Mannschaft immer wieder durchkam.

Fazit

Zunächst nutzten die Bayern ihre Überzahl auf den Flügeln sowie die Freiheiten von Kroos geschickt aus, hatten im Anschluss mit einem leidenschaftlichen Gegner und dessen Umstellungen im Mittelfeld sowie in der Rollenverteilung von Campagnaro und Maggio einige Probleme. Ein Remis war für ein ausgeglichenes und gutes Spiel der richtige Ausgang und für die Bayern nach Siegen gegen Villarreal und Manchester City durchaus zufriedenstellend.

David 19. Oktober 2011 um 18:37

Gefällt mir sehr gut, Eure Seite!
Hier meine Analyse zum Spiel von gestern. Würde mich auch über Kommentare freuen!

http://www.dvdfussballtrainer.de/4271-champions-leauge-spielanalyse-ssc-neapel-gegen-fc-bayern-muenchen.html

Machts gut

David

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PassauF 19. Oktober 2011 um 16:07

Ziemlich gelungene Analyse, leider jedoch nicht auf dem Niveau der letzten Artikel. Ich vermisse im Prinzip genau die drei Punkte, die bereits mein Vorredner angeführt hat und kann ihm nur zustimmen.
Die schlechte Positionierung von Müller sowie der Drang in die Mitte in der zweiten Hälfte war extrem auffällig und kontraproduktiv.

Viel auffälliger sind jedoch die zahlreichen Fehler in der Kommasetzung, die mangelhafte Platzierung des Wortes „sich“ sowie weiterer Rechtschreib- und Ausdrucksfehler die mir die Lektüre des Textes erschwert haben.
Ich bitte darum vor dem weiteren Veröffentlichen von Texten mal den einen oder anderen Blick in ein Grammatikbuch zu werfen und die Rechtschreibhilfe anzuschalten!

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TR 19. Oktober 2011 um 18:05

Ich verweise hier mal auf meinen Kommentar als Antwort auf @Barimaan.

Allerdings kann ich mir nicht ganz erklären, wo die zahlreichen Fehler in der Kommasetzung sein sollen.

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Lasse 19. Oktober 2011 um 19:48

@PassauF: Schön ist, dass du in einem Fußballtaktikblog so viel Wert auf Grammatik und Zeichensetzung legst. Daher wird dich bestimmt das Folgende interessieren:

1. Im ersten Satz deines kurzen Beitrages fehlt ein Prädikat.
2. Nach „angeführt hat“ gehört ein Komma.
3. Es muss heißen: „…WAREN extrem auffällig und kontraproduktiv“ am Ende des ersten Absatzes. Der Singular ist hier falsch.
4. Der erste Satz deines kommakritischen Absatzes enthält gleich zwei Fehler. Zunächst ist richtig: „WEITERE Rechtschreib- und Ausdrucksfehler“ und nicht WEITERER. Der Genitiv gehört hier nicht hin.
5. Außerdem fehlt nach „Ausdrucksfehler“ wieder ein Komma.
6. Im letzten Satz kommt nach „ich bitte darum“ ein weiteres Komma, auf das du unverständlicher Weise verzichtest.

Macht sechs Grammatik- und Zeichenfehler in einem ultrakurzen Beitrag, in dem Grammatik und Zeichensetzung angemahnt wird. Nicht schlecht.

PS: Nichts zu danken. Es war sehr einfach.

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Barimaan 19. Oktober 2011 um 14:53

vielen Dank mal wieder für einen Super-Review.
Ich hab ein Paar Punkte anzumerken und würde gerne Ihre Meinung dazu hören:

(1) Ich fand Thomas Müller ziemlich unkonzentriert, er leistete sich viele Abspielfehler, besonders gegen Ende des Spieles, aber vor allem im Stellungsspiel fand ich ihn nicht gut. Oft lief er nicht die letzten Meter, um Löcher zu stopfen, mehrmals stand er falsch und stelle keine Passwege zu, störte das Aufbauspiel der Napolitaner nicht. Sehr oft, besonders in der zweiten Halbzeit auffällig, zog er in die Mitte, statt die rechte Flügelseite zu beackern. Diese Aufgabe sollte wohl eher dem Boateng zufallen, was beim ersten Tor auch wunderbar geklappt hat. In Verlauf des Spieles musste Boateng aber, genau so wie Lahm, sich mehr zurückhalten, um die Flanken zu verteidigen. Da aber Müller sich sehr oft ins Zentrum orientierte, kamen die Napolis immer mehr über rechts – immer dann wenn es gefährlich wurde für die Bayern, kam Zuniga auf rechts durch.
So hat Müller die Verteidigungsarbeit der rechten Außenbahn vernachlässigt, aber auch offensiv agierte er unglücklich, mehrmals fand er sich zentral vor dem Tor an der Strafraumgrenze wieder, obwohl da ja sich die 3 Innenverteidiger von Neapel die Räume ohnehin sehr gut zugedeckt haben. Schlimmer noch, er stand sich und Kroos oft im Wege für einen Abschluss. Ein Paar Halbchancen verliefen so im Sande. Ich hatte das Gefühl, die Abstimmung stimmte da gar nicht zwischen Müller und Kroos und frage mich, warum der Müller so unflexible immer in die Mitte zog. Wie ist Ihre Meinung zu seinem Auftritt?

(2) Kroos hat, wie Sie schon festgestellt haben, mit dem Ribery sehr wenig interagiert, ich habe gar keine Positionstausch der beiden beobachtet, was sie gegen Hertha noch sehr effektiv getan haben. Das habe ich sehr vermisst und darauf möchte ich auch die Ineffizienz von Ribery zurückführen, denn ihm fehlte einfach einen Partner, um die Bälle laufen zu lassen. Denken Sie, das ist eine taktische Ausrichtung von Heynckes, diese Rotation zu unterlassen? Falls ja warum? Nimmt er da nicht seinem stärksten Mann der vergangenen Wochen die Krallen?

(3) Was ich gar nicht verstand war, warum Heynckes nicht viel viel früher gewechselt hatte. Wenn er ernsthaft auf Sieg gespielt hätte, dann hätte er doch erkennen müssen, dass es mit Ribery alleine auf links ohne Unterstützung und mit einem in die Mitte driftenden Müller nicht funktioniert? Wieso brachte er nicht Gustavo schon früher, um mehr Impulse nach vorne zu bekommen? Oder beorderte Müller nicht mehr auf die Außenbahn? Rafinha saß auch auf der Bank, sicherlich offensiv eine sehr gute Option? Oder hatte man einfach zuviel Angst vor Veränderungen in der Verteidigungskette, mit Blick auf die 3 „Tenöre“? (Zugegeben, man hätte auf der rechten Seite mehr defensive Qualität statt offensive vertragen…) Auf jeden Fall fand ich, dass die Wechsel viel zu spät und uninspiriert kamen. Ihre Meinung hierzu würde mich interessieren!

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ode 19. Oktober 2011 um 17:59

Das Problem der Bayern war ja nicht unbedingt, dass Ribery oder Müller zu inaktiv waren. Sie waren ganz einfach (zumindest in Halbzeit 1) komplett aus dem Spiel genommen. Es war schon beeindruckend, wie Napoli sich dem tollen Offensivwirbel der Bayern entzogen hat, in dem sie einfach das Mittelfeld abgemeldet haben.

In Halbzeit 1 sah es doch so aus: Die Mitte war dicht. Wenn Bayern versucht hat aufzubauen, dann ging gar nichts, außer über außen. Wenn die Innenverteidigung aufbauen musste, dann wurde von Napoli so gepresst, dass immer ein langer Ball nach vorne folgte. Aufgrund der zwei dichten Reihen im Mittelfeld hat Bayern ab Minute 5 da keinen Stich mehr gemacht. Immer wieder die langen Bälle von hinten raus, meist von Boateng oder Badstuber. Alle abgefangen. Gut, Napoli hatte offensiv nicht viel zu bieten, denn auch die Bayern standen gut hinten. Und einige Chancen konnten sich die Bayern über außen erspielen. Aber im Grunde hatten sie die Bayern voll im Griff…

In Halbzeit 2 sah das ganz anders aus. Irgendein Einflüsterer hat Timoshchuk und Schweinsteiger wohl gesagt, dass es nur geht, wenn sie versuchen das Spiel mit Kurzpässen aufzubauen. Und Timoshchuck sollte wohl endlich mal nach vorne passen, statt nach hinten oder außen. Zack! Schon hatten die Bayern wieder Zugriff auf das Spiel! Übrigens auffällig, wie die Verteidiger auf einmal versuchten, immer die Mittelfeldspieler anzuspielen, statt nach vorne zu ballern…

Seitdem die Bayern das verstanden hatten, stand Napoli zu 9t am eigenen 16er… Ich fand die Bemühungen von Müller mit in die Mitte zu gehen sogar sehr gut und konstruktiv. Das einzige, was die Bayern hätten machen können, wäre sich da irgendwie durchzukombinieren und im Zweifel ne gute Freistoßdistanz zu bekommen. Denn bei solchen Situationen waren die Napolitaner immer am schwimmen.

Am Ende war es wieder italienischer Abwehrfußball, aber wer will denen das verübeln? Würden meine Bayerbuben so ein Unentschieden gegen die Bayern ermauern, wäre ich zufrieden!

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TR 19. Oktober 2011 um 18:03

(1)Ja, ein sehr richtiger Punkt, besonders was die defensiven Probleme angeht. Wie schon bei Twitter vermeldet, ist es eine eher kurze Analyse diesmal. Grund dafür ist einfach, dass wir diese Woche einige Probleme bezüglich verfügbarer Autoren und verfügbarer Zeit haben. Daher können wir nicht ganz so viele Details erläutern und den Punkt bzgl. Müller im letzten Abschnitt des Textes nur allgemein angedeutet.
(2)Ebenfalls korrekt, allerdings wird dies ja auch im Artikel erwähnt: „(…)während Ribéry keinen Glanzauftritt wie zuletzt ablieferte. Zwar spielte Gomez seine übliche Rolle – was allerdings eher noch mehr Power im letzten Drittel nahm – doch Kroos und Schweinsteiger standen Ribéry nicht ganz so oft zur Seite, was bei Ersterem an seiner Rolle lag und bei Schweinsteiger daran, dass er recht gut abgedeckt war und diesem oft durch Ausweichen entgehen wollte. Hauptsächlich war aber das Fehlen Kroos´ als konstanter Spielpartner(…)“
(3)Bei Heynckes ist generell zu beobachten, dass er relativ spät wechselte. In der aktuellen Saison ist es seit dem 1. Spieltag eigentlich der einzige große Kritikpunkt, den viele Bayern-Fans an ihm sehen. Auch wenn man Spiele schon locker in der Tasche hat, wechselt er oft relativ spät anstatt jungen Leuten oder solchen aus der 2. Reihe Praxis zu geben. Nun gibt es viele mögliche Gründe dafür. Wahrscheinlich ist er sehr behutsam mit den Startspielern und möchte seine Anfangstaktik durchziehen. Wenn man allerdings Änderungen braucht, ist er sicher nicht der geniale Fuchs, der solche Spiele noch herumreißen kann. Bevor er dann etwas riskiert, macht er wohl lieber nichts Voreiliges (speziell da man gestern wohl mit dem Remis doch sehr zufrieden war und mehr gar nicht unbedingt wollte).

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Doerk 19. Oktober 2011 um 20:57

(1) Es gehört ja durchaus zu Müllers Spiel, dass er auch in die Mitte zieht. Insofern ist dies nichts per se Aussergewöhnliches. Normalerweise ist es ja so, dass die Bayern ihr Flügelspiel zusammen mit dem Aussenverteidiger aufziehen. Boateng / Lahm waren aber defensiv stark gebunden und gingen so selten mit nach vorne. Müller hat dementsprechend den Weg in die Mitte gesucht, da er nur da Mitspieler / Passgeber /-empfänger erwarten konnte. Seine Verteidigungsarbeit hat er aus meiner Sicht nicht vernachlässigt, wie auch das taktische Foul bei einem schnellen Gegenstoss belegt. Napoli war über Bayerns linke Seite deutlich gefährlicher als über rechts. Insgesamt war es – abgesehen vom Spiel in die Mitte – nicht sein bester Tag mit überdurchschnittlich vielen Abspielfehlern und vergebenen Kontergelegenheiten
(2) Riberys Spiel war für mich ein ziemliches Rätsel. Er wirkte auf mich reichlich lustlos und zudem auch recht ineffektiv, ihm fehlte ebenfalls Lahm als Anspielstation. Die Italiener haben Ribery gut gedoppelt, aber das passiert ihm in der Bundesliga auch. Seine neu gewonnenen Defensivfähigkeiten hat er beim Offensivpressing gezeigt. Wenn die Bayern-Mannschaft tiefer stand kam allerdings relativ wenig, da ist er eher vorne stehen geblieben. Beim Gegentor passte die Abstimmung überhaupt nicht. Schweinsteiger / Kroos / Ribery haben da Lahm ziemlich alleine stehen lassen.
(3) Ich vermute, Heynckes war recht bald, nach 65 minuten mit dem unentschieden zufrieden und hat damit seine taktische Konstellation nicht mehr ändern wollen. Wen hätte Gustavo auch ersetzen sollen? Tymo hat ja ein recht starkes Spiel gemacht. Um das Spiel für sich zu entscheiden, hätte man allenfalls noch mit Olic oder Petersen noch einen Stürmer für die ineffektiven Ribery / Müller / Gomez bringen können. Aber, ob der nach seiner langen Verletzungspause noch Impulse gebracht hätte.

Insgesam muss man aus taktischer Perspektive sagen, dass die Bayern aus meiner Sicht erheblich mit dem 3-4-3 Napolis zu kämpfen hatten, das sie aus der Bundesliga nicht kennen, und dass auch kaum eine andere Top-Mannschaft Europas spielt. Die Gefahr lag in den „Wing-backs“ vor allem Maggio in Kombination mit den schnellen und dribbelstarken Hamsik und Lavezzia. Auch wenn die Bayern nicht soviele Chancen zugelassen haben, so passte doch die Defensivabstimmung nicht hundertprozentig. Die Souveränität wie noch gegen Villareal oder letztendlich auch ManCity war nicht da. Die Angst vor dem derart ausgerichten Konterspiel hat demnach auch das Offensivspiel der Bayern (insbesondere über die Aussen) beeinträchtigt. Ich denke, da sie Napoli nun kennen, werden sie sich im Rückspiel besser damit zurechtfinden.

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Barimaan 19. Oktober 2011 um 21:14

Danke @TR für die schnelle Antwort!

@Doerk: Ja, ich stimme zu, das Driften in die Mitte gehört zum Müllers Spiel. Aber was ich nicht gut finde ist, dass er unter den gegebenen Umständen nicht etwas anderes mal versucht hatte / ihm diese Freiheit nicht gelassen wurde. Es kam schließlich im gesamten Spiel kaum ein (kein einziger?) Vorstoß bis zur Grundlinie. Dadurch wird das Spiel der Bayern zu berechenbar, es fehlt die Überraschungsmomente. Deswegen bin ich da etwas beunruhigt: es gibt anscheinend keinen Plan B, auch nicht über die Wechsel.
Ich hätte schon den Gustavo für Tymoshchuk gebracht. Auch ihm traue ich die defensive Rolle gut zu, und sie sollen ja auch gleichwertig sein. Nach vorne hätte er sicher mehr Impulse gesetzt. Auch deine Idee von einer zweiten Spitze statt Ribery hätte ich gut gefunden. Denn so müssen die Napolis erstmal neu orientieren müssen, wodurch sie sich auch möglicherweise zum Fehler zwingen gelassen hätten.
Insgesamt denke ich, dass die Bayern zu wenig unternommen haben, eben um diese Fehler des Gegners zu erzwingen. Aber nun, mit einem Punkt kann man auch gut leben.

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Donovan 20. Oktober 2011 um 10:26

Also zu Punkt 1 würde ich eher sagen das Ribery nicht das gebracht hat was er sollte.Meiner Meinung nach hätte er Maggio hinten binden müssen aber da von ihm fast nix zu sehen war schoben die immer weiter nach vorne.

zu Punkt 2 und 3 hinterher kann man immer viel schreiben aber im Endeffekt stand man hinten gut hat nur Abschluss geschwächelt.Wen er jetzt hier und da noch hätte bringen können hört sich immer gut an,wäre aber wohl eher verzweifelter Aktionismus gewesen.

Allgemein ohne jetzt zu taktisch zu werden fand ich das Spiel ok gegen einen so destruktiven,provozierenden und aggressiven Gegner muss man das erstmal so runterspielen wie Bayern es getan hat.Das 2te Tor war nur eine Frage des willens und irgendwie hat man sich m.M nach in dieser Atmosphäre leider bisschen den Schneid abkaufen lassen.

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Sebastian 19. Oktober 2011 um 14:28

Ich glaube ein großes Problem für die Bayern war, dass die Mechanismen, über Jahre gelernt, in der Arbeit gegen eine gegnerische Viererkette, gestern gar nicht greifen konnten. Das hatte dann zum einen den Effekt, dass sie ihr Spiel nicht wie gewohnt aufziehen konnten, zum anderen fiel so auch das Gegentor. Mein Kollege hat das mal weiter ausgeführt. Auch wenn Napoli dann nicht genug Druck entwickeln konnte, um Bayern wirklich vor Probleme zu stellen.

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TR 19. Oktober 2011 um 17:53

Sehr gute Ausführungen, kann ich nur empfehlen!

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