1. FFC Frankfurt – Stabæk Fotball 4:1

Nach der 0:1-Hinspielniederlage gegen den norwegischen Meister Stabæk Fotball schaffte der 1. FFC Frankfurt mit einem 4:1-Sieg die Qualifikation für das Achtelfinale der UEFA Women Champions League. Begünstigt durch eine frühe Führung konnten die Frankfurterinnen wieder ihren Gegner dominieren und im Gegensatz zum Spiel in Norwegen ihre Torchancen nutzen.

Formationen des ersten Durchgangs.

Startformationen

Nachdem sich die Frankfurterinnen in der ersten Halbzeit des Hinspiels sehr spielfreudig und dominant, aber zu nachlässig im Strafraum und in der Verteidigung gezeigt hatten, stellte Trainer Sven Kahlert das Mittelfeld um. Lira Bajramaj musste, trotz ihrer guten Leistung, von der Position der Spielmacherin auf die linke Seite weichen um Sandra Smisek Platz zu machen. Für Smisek rückte Meike Weber aus der Abwehr ins defensive Mittelfeld.

Das Spiel

Der FFC war von der ersten Minute die spielbestimmende Mannschaft. Ihre Angriffe auf die dichte Abwehr des Gegners gingen über die Flügel, mit dem Ziel, entweder von Außen in den Strafraum zu kombinieren und zu flanken oder vor dem Strafraum die Seite zu wechseln. Im defensiven Mittelfeld teilten sich Melanie Behringer und Meike Weber die Aufgaben deutlicher als noch im Hinspiel das Duo Behringer/Smisek. Weber war gerade bei gegnerischem Ballbesitz die zentrale defensive Spielerin, das System verschob sich dann zu einem 4-1-4-1, und Behringer sollte mit Pässen auf die Flügel und Schüssen aus der zweiten Reihe das Offensivspiel ankurbeln. Auf der linken Seite wurde Lira Bajramaj von Sara Thunebro unterstützt. So konnte Thunebro auf für die nötige Breite sorgen, wenn Bajramaj ins Zentrum ging. Ähnlich agierte Alex Krieger auf dem anderen Flügel.

Schon in der 6. Minute glichen die Frankfurterinnen das Hinspielergebnis aus, nach einem Freistoß von der rechten Seite verlängerte Saskia Bartusiak den Ball am ersten Pfosten ins Tor.

Die Gäste standen tief und versuchten sporadisch Konter zu fahren. Im Gegensatz zu den Frankfurterinnen, die ihr Spiel konsequent über außen aufbauten, ging der Ball bei Stabæk wenn möglich ins Zentrum, um ihn von dort zu verteilen. Durch die hohe Abwehrlinie der Frankfurterinnen setzten die Norwegerinnen wie im Hinspiel auf Pässe über die Abwehr auf ihre Mittelstürmerin Kristy Moore oder eine der aufrückenden Außenspielerinnen. Besonders die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidigung wurde attackiert. Einen geregelten und ruhigen Spielaufbau konnte Stabæk aufgrund der aggressiven Spielweise des FFC selten zeigen. Frankfurts Angreiferinnen machten früh Druck auf die Gegnerinnen und ließen Weber im zentralen Raum im Mittelfeld und vor der Abwehr patrouillieren.

Wie knapp so ein Spiel manchmal verläuft, zeigte sich nach zwanzig Minuten, als Nadine Angerer einen Foulelfmeter verursachte. Bartusiak war aus der Abwehrkette vorgerückt, um bei einem Abschlag die Gegenspielerin zu attackieren und Saki Kumagai hatte ihre Gegenspielerin einen Schritt im Abseits vermutet. Bartusiak verlor aber ihr Duell und eine andere Spielerin konnte die lauernde Mittelstürmerin schicken, die damit frei von der Frankfurter Torfrau auftauchte. Angerer verursachte zwar den Strafstoß, konnte ihn dann aber auch parieren.

Die Frankfurterinnen ließen sich von der Elfmetersituation nicht aus dem Konzept bringen und behielten das Heft in der Hand. Die enge Staffelung der Gäste machte es ihnen aber schwer, hochklassige Torchancen in großer Menge heraus zu spielen. Lira Bajramaj verfehlte das Tor, nachdem Garefrekes in einer Szene in den Strafraum vorgedrungen war, dazu flogen viele Flanken am Ziel vorbei. Frankfurt belagerte den Strafraum von Stabæk und kam erst in der 37. Minute zum zweiten Tor. Landström ließ sich aus dem Zentrum fallen um einen Pass von Krieger auf Garefrekes weiterzuleiten. Kerstin Garefrekes´ Hereingabe konnte Sandra Smisek dann direkt verwandeln. Endlich war ein Spielzug eimmal nicht an der dichten Abwehr gescheitert, sondern durch direktes Spiel und Positionswechsel zu einer guten Torchance entwickelt worden.

2. Halbzeit

Beide Teams gingen den zweiten Durchgang offensiv an. Stabæk musste nun ein Tor schießen und versuchte, mehr mit dem Ball am Spiel teilzunehmen als im ersten Durchgang. Frankfurt dagegen versuchte mit dem dritten Tor die frühe Entscheidung zu schaffen. Die offensiveren Gäste, die sich nun nicht mehr weit in die eigene Spielhälfte zurückziehen konnten, taten dem Spiel gut und gaben dem FFC mehr Platz auf den Flügeln um Angriffe vorzubereiten. So hatten Behringer, Landström, Smisek und Garefrekes in den ersten Minuten Torchancen. Aber auch Stabæk kam in den Frankfurter Strafraum, Hansen und Pedersen im Mittelfeld spielten einige schöne Pässe in die freien Räume hinter die Abwehr und nach einem Eckball verfehlte Klaveness das Tor nur knapp.

Nach einer Stunde übernahm der FFC das Spiel wieder, leider zeigte sich nun, dass die Offensive nicht perfekt eingespielt war. Jede Spielerin für sich machte einen soliden bis guten Job, es fehlten aber die automatischen Abläufe. Landström spielt sehr gut als eine physisch präsente Stürmerin, die sich aber auch fallen lässt um Bälle abtropfen zu lassen oder weiterzuleiten, wie beim 2:0. Vor dem Tor agiert sie, wie viele ihre Kolleginnen, aber zum Teil glücklos. Einmal sprintete sie nicht durch, als Smisek einen Ball durchstecken wollte, etwa zehn Minuten später rannten sich beide Angreiferinnen fast über den Haufen als Thunebro auf dem Flügel versuchte zur Flanke zu kommen. Diese nicht abgestimmten Laufwege und fehlenden Automatismen sorgen dafür, dass man vor dem Tor die Chancen nicht konsequent ausspielen kann. Pässe, Hereingaben und Flanken müssen punktgenau auf die Position gespielt werden, auf die die Stürmer laufen.

Nachdem Stabæk eine riesige Kopfballchance zum Anschluss durch Dekkerhus vergab, erzielte Landström auf der anderen Seite ihr Tor. Die Flanke von Bajramaj von der rechten Seite verlängerte die norwegische Torfrau am ersten Pfosten und der Ball fiel Landström vor die Füße (77.).

Stabæk gab nicht auf. Zunächst zeigte Nadine Angerer, dass auch sie eine Flanke durch ihre Finger gleiten lassen konnte. Das Tor für Stabæk fiel aber durch einen ihrer typischen Konter. Ein langer Ball von Pedersen auf Moore, die halbrechts in den Strafraum stieß und der deutschen Nationaltorhüterin keine Chance zur Abwehr ließ (80.).

Sven Kahlert brachte nun für die linke Seite der Verteidigung Gina Lewandowski und in den Schlussminuten Ana-Maria für Landström. Die Schweizerin führte sich auch gleich mit dem entscheidenden Tor ein. Die auf den Anschluss drängenden Gäste verloren den Ball in der Abwehr an Sandra Smisek, die Ana-Maria einsetzte, deren Schuss noch abgefälscht wurde und so unhaltbar zum 4:1 ins Tor ging.

Fazit

Trotz eines deutlichen Ergebnisses zeigte der 1. FFC Frankfurt, dass noch Arbeit vor dem Team liegt um in der Champions League weit zu kommen. Stabæk zwang Frankfurt regelrecht in einen Abnutzungskampf an den Strafraum und setzte Nadelstiche mit gefährlichen Angreiferinnen und präzisen Pässen aus dem Mittelfeld. Dabei zeigte sich der Bundesligist anfällig für Konter und hatten Probleme 100-prozentige Chancen in großen Mengen zu erspielen.

Der nächste Gegner wird Paris Saint-Germain sein. Die Französinnen werden sicher nicht wie Stabæk nur auf Konter setzen, sondern öfter die Initiative ergreifen. Wenn der FFC mit dem so entstehenden Raum etwas anzufangen weiß und seine Angriffe präziser zu Ende bringt, dann haben sie gute Chancen, auch die nächste Runde zu überstehen.

Stepi 6. Oktober 2011 um 16:04

Ein Frauenfussballartikel muss man einfach loben *thumps up*

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*