Manchester City – Everton 2:0

Ein Angstgegner erwartete Manchester City. Mit Everton kam eine Mannschaft ins heimische Stadion, die seit der Ankunft des Scheichs gegen City sehr zu überzeugen wusste und in diesen Jahren die beste Bilanz der ganzen Liga besitzt. Ein Grund mag Trainer Moyes sein, welcher sich immer wieder interessante Mittel einfallen ließ, um gegen den Favoriten zu punkten.

Wechselwirkung der jeweiligen Formationen

Grundformationen zu Beginn

Manchester City trat wieder einmal mit der 4-4-2-Formation an, mit der man diese Saison zu überzeugen weiß. Nasri und Silva teilen sich hier die spielgestalterischen Aufgaben ebenso wie die Positionen auf den Flügeln, wobei beide Spieler als falsche 10er agieren. Im Angriff hat man mit Dzeko und Agüero ein Sturmduo, wo Agüero horizontaler agiert, während Dzeko vertikal arbeitet. Der Bosnier versucht das Spiel tief zu machen und hilft sehr gut in der Defensive mit, während Agüero auf die Außen rochiert und Löcher für eigenen Torversuche sieht. Die Doppelsechs wurde von Barry als linkem defensiven Mittelfeldspieler und Yaya Toure im halbrechten Mittelfeld gebildet, wobei beide sich gegen die sehr tiefstehende Mannschaft Evertons in das Offensivspiel einschalteten bzw. einschalten mussten. Die Viererkette leistete gute Arbeit und ließ wenig Chancen zu, die Außenverteidiger Clichy und Richards unterstützten das Offensivspiel mit ihren Vorstößen.

Everton begann mit einem 4-4-2 mit flacher Vier, doch das System hätte man ebenso als 4-2-4-0 oder 4-3-3-0 deklarieren können, da die Mannschaft von der Merseyside sehr tief agierte und sich beide zentralen Spieler oft fallen ließen. Cahill und Fellaini, welche vor der Doppelsechs Neville und Rodwell spielten, versuchten die Räume im Mittelfeld der Citizens eng zu machen und bei Kontern nach vorne zu eilen. Diese Konter wurden über die Außen gespielt, welche höher als das Zentrum agierten. Moyes wollte dadurch die Asymmetrie und die Löcher in der Formation Ciys für sich nutzen, mit Fellaini und Cahill hatte man extrem kopfballstarke Spieler im Zentrum, welche die Flanken Baines‘ und Co.  ins Tor hätten bugsieren sollen. Es war nicht das erste Mal, dass man Cahills Weltklassefähigkeiten beim Kopfball im Sturmzentrum nutzen wollte, aber dieses Mal scheiterte es. Trotz Baines‘ guter Leistung kamen nicht genug Bälle auf Cahill und Fellaini, wobei die Innenverteidigung Citys im Verbund mit dem eigenen Pressing eine gute Leistung in den Luftzweikämpfen zeigte und Joe Hart nur dreimal wirklich gefordert wurde.

In der Defensive zeigte sich Everton allerdings kompakt, man stand sehr eng aneinander und insbesondere Rodwell und sein Partner Neville ließen wenig Lücken zwischen dem Mittelfeld und der Innenverteidigung entstehen, welche aus Distin und Jagielka bestand. Hibbert war in seinen Offensivläufen nicht so auffällig wie Baines auf links, doch auch hier zeigte sich, dass man das Spiel über die Flügel forcieren wollte.

Rodwells Rolle

Eine besondere Aufgabe kam Jack Rodwell zuteil. Der junge Mittelfeldspieler hatte die Aufgabe übernommen, sich in einer Art Manndeckung um Silva zu kümmern, was lange Zeit sehr gut gelang. Der körperlich starke und dynamische Engländer war immer in der Nähe des Spaniers und Spielmachers von City, er ließ ihm wenig Raum und drängte ihn aus dem Zentrum. David Silva versuchte zwar, sich ins Spiel einzubinden, aber einige Mal wich er bewusst zur Seite, um sich wie auch Nasri Platz zu schaffen, doch trotz der gelben Karte Rodwells schien es, als ob Silva sich nicht würde entfalten können. Lange Zeit fehlte auch deswegen die Kreativität im letzten Drittel, spätestens nach dem Führungstreffer durch den eingewechselten Balotelli hatte City mehr Sicherheit und mehr Raum, da Everton selbst handeln musste und in der 88. Minute zeigte Silva seine Klasse – ein toller Lochpass auf Milner fixierte den Sieg. Obwohl Silva trotz der Manndeckung gute Ansätze und Aktionen zeigen konnte, so gebührt Rodwell doch Lob für eine starke Partie gegen einen Weltklasse-Gegner.

Moyes‘ stürmerlose Außenfokussierung

Es ist interessant, wie Moyes seine Mannschaft aufstellte, doch trotz dieser unorthodoxen Herangehensweise  ist sie in Anbetracht der Umstände logisch. Fellaini und Cahill sind körperlich stark, sind in der Luft sehr schwer zu schlagen und sind defensiv wie offensiv auf einem hohen Niveau, während Citys Zentrum wohl mit das beste der Welt ist. Mit diesen beiden Spielern an vorderster Front wollte man das Aufbauspiel des Gegners eindämmen und das Mittelfeld isolieren, ebenso wie es eine Linie dahinter Neville und Rodwell mit dem Angriff versuchten.

Baines, Coleman, Osman und auch Hibbert auf den Außen übernahmen die meisten Offensivaufgaben, man wollte den freien Raum, den Nasri und Silva hinterließen, nutzen, um schnell nach vorne zu kommen und den Konter mit einer Flanke ins Zentrum abzuschließen. Hier zeigte sich ein weiterer Vorteil Cahill und Fellainis, welche diese Flanken für sich hätten entscheiden sollen.

Obwohl diese Taktik nicht ganz aufging, so war es keineswegs ein Fehler Moyes’, sondern eine gute Taktik gegen einen übermächtigen Gegner.

Clichy, Silva und Nasri

Da Silva und Nasri sich sehr oft ins Zentrum miteinschalten bzw. ohnehin auf Halbpositionen im zweiten und letzten Drittel agieren, verwaisen die Außen oftmals. Richards und insbesondere Clichy sorgen dann für die nötige Breite, die man im Offensivspiel benötigt. Während Richards sich etwas zurückhält, da Yaya Toure ebenso aufrückt, so agiert Clichy oftmals wie ein Winger statt eines klassischen offensiven Außenverteidigers.  Clichy hatte ungewöhnlich viele Ballkontakte im zweiten Drittel. Mit dem vorstoßenden Clichy kann man den zwei Spielmachern etwas Raum geben und die gegnerische Viererkette in die Breite ziehen, doch wenn es hier an Timing fehlt, dann fehlt es in der Offensive an Anspielstationen.

Evertons Taktik mit den offensiven Außenmittefeldspielern und dem sehr kompakten Zentrum behinderte Clichy und Richards etwas in ihren Rollen, da Evertons Außenspieler dank der numerischen Überlegenheit im Zentrum oftmals schematisch höher stehen bleiben konnten, um das Spiel Citys aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Außenverteidiger standen immer vor der Frage, wie weit sie aufrücken konnten, um keine Gefahr für ihre eigene Mannschaft zu werden.

Fazit

Moyes‘ Taktik, sein Spiel auf einen der besten Kopfballspieler der Welt, Tim Cahill, zu fokussieren, wurde nicht mit Erfolg gekrönt, doch es war eine interessante Taktik und die Defensive funktionierte ebenfalls.

Balotellis Einwechslung, der den Ball mit etwas Hilfe Evertons ins Tor brachte, war der Wendepunkt. Nach dem Führungstreffer wurde City etwas stärker und konnte die hohe Überlegenheit mit Ball in ein 2:0 verwandeln.

Diether R 17. Oktober 2011 um 19:16

Wie immer, weltklasse!
Der Kaffee smeckt auch besser.
Viele Grüße.

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