Villarreal – RCD Mallorca 2:0

Nach einem enttäuschenden Saisonstart, welcher Niederlagen gegen Aufsteiger Granada und zwei deutlich verlorene Duelle gegen die zwei großen FCBs beinhaltete, wollte und konnte Villarreal am Dienstagabend gegen das stark gestartete Mallorca eine bessere Leistung zeigen und endlich den ersten Saisonsieg feiern.

Nach der besagten Niederlage gegen Granada behielt Villarreals Trainer Garrido die Mannschaft aber in großen Teilen bei, nur im Tor wurde Cesar wieder durch Javi Varas ersetzt, im Sturm kam Nilmar für Marco Rubén ins Team, außerdem de Guzman anstelle Marchenas.

Villarreal dominierte das Spiel und drückte ihm besonders in der ersten Halbzeit seinen Stempel auf. Ein deutliches Chancenplus und 60 % Ballbesitz unterstrichen die Kontrolle Villarreals zur Pause, welches mit dem zweiten Treffer kurz nach Wiederbeginn auch seine Konterstärke zeigen konnte, primär damit aber die Vorentscheidung markierte. In den letzten 30 Minuten ließ man die Zügel etwas schleifen und ging nicht mehr so konsequent gegen den Gegner vor, der zur ein oder anderen Chance kam, letztlich aber nur einmal wirklich den Verlauf des Spiels ernsthaft zu gefährden drohte. Gewonnen hat Villarreal das Spiel in der sehr sehenswerten ersten Halbzeit, in der man den im letzten Jahr phasenweise herausragend zelebrierten und für das Team typischen Fußball bestaunen durfte.

Villarreals 4-2-2-2

Einer der Hauptgründe für die Überlegenheit der Gastgeber war ihre Formation bzw. dessen Interpretation und Funktionsweise. Die Außenverteidiger rückten sehr weit auf, boten so eine Anspielstationen und sorgten vor allem für die nötige Breite, so dass das Mittelfeld in der Spielfeldmitte Platz zur Entfaltung hatte.

Bruno verteilte von hinten die Bälle und unterstützte auf links, Cani konnte seiner Rolle als zum Spielmacher werdenden inversen Winger – in Spanien und Südamerika „Interior“ genannt – spielen, während Borja Valero und de Guzman auf halbrechts mit ihren Wechselspielchen die Fluidität im System auf die Spitze trieben. So erhöhte man aber nicht nur die Unberechenbarkeit, sondern konnte auch den positionsundisziplinierten Charakter Valeros mit integrieren.

Folglich hatte man im Zentrum die Hoheit und konnte – wie es ihnen die Bayern in der Champions League offenbar lehrreich vorgemacht hatten – dort Überzahlen schaffen. In der Endphase des Angriffes versuchte man aufgrund des zu geringen Gegnerdrucks im Mittelfeld, den Ball hinter die Abwehr auf die erneut sehr beweglichen, trickreichen und taktisch herausragenden Stürmer zu spielen, die auf diese Weise auch die beiden Tore markieren konnten.

Aufgrund der starken Präsenz im eigenen Mittelfeld musste der Gegner sich – ähnlich wie es bei den Gegnern des FC Barcelona der Fall ist – anpassen, was Villarreal allerdings in zweierlei Punkten half:

Erstens fiel somit den gegnerischen Außenverteidigern die Aufgabe zu, gegen ihre breiten Pendants zu spielen, weshalb sie aber dankbare Schnittstellen für Nilmar und Rossi öffneten. Zweitens erleichterte es das Gegenpressing nach Ballverlust, so dass ein hohes Aufrücken insgesamt möglich war und man auch die Außen frei lassen konnte, da dem Gegner so keine Zeit zum Warten gelassen wurde, bis sich die engen äußeren Mittelfeldspieler in die Räume bewegt hatten oder die hängende Spitze, welche später zur Stärkung des Mittelfeldes tiefer, vor allem die Kreise Brunos, der sich aber gut entzog, einengen sollend, spielen musste vorne unterstützen konnte.

Doch nicht nur aus diesem Grund war das Gegenpressing wichtig, denn schließlich brachte die zweite wichtige Strategie zum Kreieren von Chancen durchaus erhöhte Ballverluste-Gefahr mit sich – die typischen Villarreal-Kurzpass-Kombinationen zwischen mehreren Spielern, bei der man den Gegner durch Spielintelligenz, Technik und Finesse überladen will, aber es manchmal eben übertreibt.

Um diesen phasenweise grandiosen technischen Feinheiten zum Erfolg zu verhelfen und generell das Angriffsspiel in Schwung zu bringen, hatte man noch eine besondere Maßnahme – der zweite große Aspekt, der den Sieg brachte.

Die besondere Rolle Canis

Es geht um die besondere Rolle von Cani. Damit ist allerdings nicht seine spielgestalterische Natur in Kombinationen mit seinen interessanten Laufwegen als „Interior“ gemeint. Vielmehr geht es um die Beziehungen seiner Kollegen zu ihm: Sobald Cani in Ballbesitz kam, eilten immer ein oder zwei Spieler zur Unterstützung und zur Pärchenbildung heran und erzeugten eine Überzahl, womit man Fixpunkt Cani, der den Fokus des Spiels auf die linke Seite legte, zu mehr Freiheiten und mehr Kombinationspartnern verhalf.

Und wie es die Fluidität des Systems wollte, waren es immer andere Spieler – am häufigsten Valero und Nilmar oder Rossi, aber auch Catalá, Bruno oder der Löcher stopfende de Guzman. Auf diesem Wege setzte man die Systemvorstellung sehr gut um und konnte immer wieder vielversprechende Situationen heraufbeschwören, mit dem Sinn für das schöne Spiel die Zuschauer unterhalten.

Man hätte noch mehr Tore und mehr Torchancen gehabt, wenn Mallorca in Halbzeit eins nicht immer wieder sichere Großchancen mit ihren taktischen Fouls zunichte gemacht hätte – 10 an der Zahl waren es in 45 Minuten.

Fazit

Das war Villarreal, wie man es kennt: Schöner Fußball, fluides und vor allem individuell gestaltetes System, gute taktische Mittel – ein Spiel, das Spaß machte.

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