Glasgow Rangers – Celtic FC 4:2

Das erste Glasgower Old-Firm-Derby der Saison stand an. In einer emotionalen Partie konnten beide Mannschaften einen Rückstand drehen, doch letztlich setzte sich der Gastgeber und Rekordmeister verdient durch.

Wie es sich für ein Derby gehörte, gab es viele intensive Aktionen, Zweikämpfe und Duelle. Außerdem machten beide Teams der Behauptung alle Ehre, dass auf der britischen Insel Kick´n´Rush und 4-4-2 stilprägende taktische Elemente und wichtiges Kulturgut darstellen. Dass dem so war, spielte dann auch in ersteren Punkt mit hinein und verstärkte den intensiven und kampfbetonten Charakter des Matches noch weiter, denn durch die beiden aufeinandertreffenden 4-4-2 entstanden auf dem Feld viele Pärchen und Mann-gegen-Mann-Zuteilungen.

Besonders in der ersten Halbzeit führte dies trotz der Intensität des Spiels zu einer Neutralisation mit insgesamt nur 5 Abschlussversuchen, von denen allerdings drei den Weg ins Netz fanden, doch in der zweiten Halbzeit konnten sich die Rangers endgültig durchsetzen und die Partie mit einer Energieleistung zu ihren Gunsten wenden.

Speziell die taktischen Aspekte, die hierzu führten, erkennt man besonders gut, wenn man das Spiel – was zu dieser berüchtigten Debatte um die britische Fußball-Identität passt – auf seine Grundzüge herunterbricht – die vier Hauptmomente.

Rangers mit Ball

Direktes Spiel über die Außen und Flanken in den Strafraum – so könnte man die Strategie der Gastgeber recht treffend benennen. Was allerdings erstens nicht gerade ausdifferenziert formuliert und zweitens ziemlich taktisch simpel erscheint, stellte sich aber genau als solche klare Spielidee dar.

Weil man auf außen stärker war, funktionierte sie logischerweise auch. Dass dem so war, lag am stark aufspielenden Steven Naismith und daran, dass Celtic mit der eigenen Viererkette im Sechzehner stand und somit die Flanken klären wollte, anstatt sie zu verhindern. Man ging gegen die Folge, nicht aber gegen die Ursache an. So gab es außen die 1-1-Duelle und die waren für das direkte Spiel gut geeignet und konnten von den Rangers mehrheitlich gewonnen werden.

Außerdem rückte – einem klaren Plan folgend – immer ein Außenverteidiger mit auf, während der ballferne eine Dreierkette bildete. Das Hauptproblem Celtics war aber, dass man sich zu tief positionierte und immer mehr bedrückt wurde.

Celtic ohne Ball

Wahrscheinlich stand man deshalb so tief, weil man den Gegner herauslocken und Platz für Konter schaffen wollte – Konter, die man bevorzugt über die außen fuhr, da der Gegner hier attackierte und am meisten Räume ließ.

Weil man allerdings so bzw. zu tief stand, gab es die Ballgewinne fast ausnahmslos auch in sehr tiefen Zonen, so dass der Weg zum Tor sehr weit war, was – da man eben über außen kommen und somit viele und vor allem viele tiefe Spieler mit einbinden wollte – zu einer Verlangsamung der Angriffe führte, welche dadurch selten einen Abschluss fanden, ehe die Rangers sich wieder formiert hatten.

Celtic mit Ball

In Ballbesitz versuchten sich die Grün-Weißen langsam aber sicher mit gepflegtem Passspiel nach vorne vorzuarbeiten, wobei ihnen ihr Positionsspiel ebenso helfen sollte wie der ballverteilende und passsichere Spielmacher Ki im zentralen Mittelfeld. Allerdings scheiterten ihre Versuche am sehr kampfbetonten und einheitlichen Mittelfeldpressing, mit denen die Rangers die Räume stark verengte und besonders Ki durch geschicktes Abdecken der Passwege aus dem Spiel nahm.

Häufig musste Celtic den Ball in den hintersten Reihen zirkulieren lassen oder spielte sich an der Linie entlang ein wenig weiter nach vorne, doch selten fand man Anspielstationen, weshalb die Innenverteidiger sich doch immer häufiger zum langen Ball gezwungen sahen, womit man allerdings den Ballbesitz dann leichtfertig hergab.

Fairerweise muss man aber anmerken, dass dies im ersten Durchgang alles schon noch viel besser funktionierte und man die beiden Tore – eines war wunderbar herauszirkuliert – aus Ballbesitz-Perioden erzielte, doch da ließ der Gegner Celtic auch noch spielen und stand sehr tief.

Rangers ohne Ball

Die generelle Strategie änderte sich auch in diesen Situationen nicht, sondern basierte immer auf schnellem, direktem und dynamischem Flügelspiel. Natürlich passte man sich situativ an und reagierte auf die Umstände, aber sobald sich die Möglichkeit ergab, ging es mit dem direkten vertikalen Spiel nach vorne, welcher in Situationen nach einem Ballgewinn natürlich zunächst eine bessere Aussicht auf ein Tor hatte als ein ruhigerer und eher horizontaler Stil.

Die Quintessenz

Nimmt man alles zusammen, gewinnt man sofort den Eindruck, dass die Rangers die Oberhand hatten. Dies lag daran, dass sie individuell an diesem Tag stärker und körperlich überlegen waren, die Duelle auf den Außenbahnen für sich entscheiden und somit ihre Strategie, die zudem eine bessere Abstimmung zwischen dem Spiel mit und ohne Ball aufwies, letztlich durchdrücken konnten.

Alle 4 Tore wurden komplett über außen eingeleitet, alle 4 fielen nach einer Hereingabe, 3 davon nach einer hohen und 2 nach einer echten Flanke.

Fazit

Nun mag man sich anhand der Analyse fragen, wieso das Spiel schließlich so torreich wurde. Die Frage ist berechtigt und lässt sich zum einen durch die hohe Chancenqualität und andererseits durch die hohe Effektivität beantworten: Die Rangers machten aus 8 Abschlussversuchen 4 Tore, Celtic aus 4 Versuchen 2 Treffer – eine Quote von jeweils 50 % zwischen Schüssen und Toren. Den wohl besten Vergleichswert – jenen aus der vergangenen Premier-League-Saison von 13,1% – übertraf man somit deutlich.

Abschließend lässt sich festhalten, dass der Derby-Sieg für die Rangers vor allem einen Prestige-Wert besitzt. In der Tabelle sind beide weiterhin eng beisammen, wobei sich der Meister, Tabellenführer und Derby-Gewinner auf 4 Punkte leicht absetzte, und werden auch diese Saison wohl alleine die Liga dominieren.

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