Bayern München – SC Freiburg 7:0

Zuhause gegen Freiburg – das gefällt den Bayern. Ein furioses 7:0 gegen das Sorg-Team sorgt für begeisterte Stimmung und Optimismus vor dem Villareal-Spiel am Mittwoch in der Champions League.

Die Bayern boten die Mannschaft auf, die man wohl als Bestbesetzung bezeichnen kann, Ausnahme war Arjen Robben, der verletzungsbedingt fehlte und auch weiterhin fehlen wird, so dass Müller auf rechts und Kroos in der Mitte ran durften. Freiburg erneut mit einer unorthodoxen und asymmetrischen Formation, unverändert nach dem 3:0 gegen Wolfsburg vor zwei Wochen.

Freiburg macht grundlegende Fehler

Nach einem 7:0, bei dem die Tore teilweise so einfach und nach einem ziemlich ähnlichen Muster fielen, muss man einfach festhalten, dass das Ergebnis stark durch einen Qualitätsunterschied entschieden wurde. Die Freiburger machten viel zu viele und viel zu oft Basis-Dinge falsch – sie boten zu viel Raum, machten zu wenig Druck auf Gegner und Ball, waren ungeordnet und überhaupt nicht abgestimmt, immer wieder waren einzelne Abwehrspieler völlig isoliert vom Teamblock und hoben dann das Abseits auf.

So lädt man die Bayern natürlich zum Toreschießen ein. Hinzu kam noch, dass das Freiburger System nicht unbedingt ideal gegen die Müchener war. Eigentlich muss man ein 4-1-4-1 gegen den Rekordmeister sehr diszipliniert und zum anderen leicht abgewandelt spielen – Ersteres tat Freiburg überhaupt nicht, Zweiteres war sogar zu erkennen, doch die Balance stimmte da nicht.

Der nominell im rechten Mittelfeld aufgebotene Reisinger tendierte immer wieder zur Mitte und weiter nach vorne – als ein Hybrid aus rechten Mittelfeldspieler und hängender Spitze. Damit sollte er in Lahms Defensivbereich hinter die Abwehr kommen, in Rochaden mit entgegengesetzten Laufwegen mit Cissé die Abwehr der Bayern aufreißen und auch ein Auge darauf haben, Schweinsteiger von der linken Seite zu isolieren – diese Verbindung war zuletzt in Kaiserslautern die taktische Schlüsselmaßnahme Heynckes´ und konnte auch die interessante Defensivstrategie der „Roten Teufel“ aufbrechen.

Bajuwarische Mittelfeld-Herrschaft

Das Loch in der Freiburger Formation

Doch diese Isolation gelang den Freiburgern überhaupt nicht – stattdessen wurde der überforderte und hilflose Nicu gegen einen wirbelnden und immer wieder gesuchten Ribéry (106 Ballkontakte) allein gelassen, da nicht nur Reisinger, sondern auch Makiadi ihm fast nie zur Seite standen. Die Freiburger Formation hatte ein Loch auf der halblinken Seite, was Ribéry dankend ausnutzte, aber auch einige Löcher im Zentrum zur Folge, die nicht nur mehr Hilfe für Nicu verhinderten, da man schon die Mitte halten musste,  sondern auch Ribéry und Müller immer wieder die Möglichkeit gaben, ins Zentrum zu ziehen.

Dort wurde Freiburg, die von ihrer asymmetrischen Formation selbst etwas verwirrt schienen, von den beiden Außenspielern überladen und überrannt. Die Bayern hatten zwischen den Linien häufig eine Überzahl, was neben Torchancen noch zwei weitere große Effekte hatte:

Zum einen konnte man aufgrund der engen Spielanlage bei einem Ballverlust sofort Gegenpressing betreiben, was auch sehr effektiv und häufig gelang (sehr starke 57, 5 % gewonnene Zweikämpfe, Gustavo klar mit den meisten gewonnenen Duellen), zum anderen sorgte die Ausrichtung der beiden Flügelspieler für noch mehr Räume für Kroos, der neben Rafinha auch die Löcher stopfen musste, und Schweinsteiger (133 Ballkontakte), als diese durch die Freiburger Schwäche ohnehin schon bekamen – dies ist an den verhältnismäßig sehr niedrigen Ballkontakten der Innenverteidiger (aus Bayerns Startelf hatten nur Gomez und Neuer weniger) zu erkennen, das Zirkulieren und Verlagern in der hinteren Reihe fiel weg, weil man oft sofort den Ball ins Mittelfeld bringen konnte.

Hier hatte man dann alle Zeit der Welt und viel Ruhe zum Kombinieren, Aufbauen oder auch schnellem Durchspielen, was sich in einer überragenden Passquote von 90,5 % äußert. Die Freiburger konnten keine Gegenwehr leisten und machten alles mit ihren vielen Fehlern noch schlimmer – die zu den Toren führenden Spielzüge waren einfach und simpel wie im Training, was aber für ein Schützenfest reichte und dennoch zur leichten Schonung taugte.

Aus Freiburger Sicht muss man aber ganz klar festhalten, dass die fehlende Abstimmung und die Basis-Fehler auf individual-, gruppen- und mannschaftstaktischer Ebene erschreckend waren. Bei den Gegentreffern hatten die Bayern im letzten Drittel bisweilen unfassbar viel Platz und Zeit und konnten die hinterste Linie der Breisgauer mit Leichtigkeit ausspielen.

Weiterer Spielverlauf

Als es bereits 2:0 stand, veränderten die Freiburger ihre Ausrichtung ein wenig, indem sie Reisinger zurückzogen und das System symmetrischer machten. Dies dämmte die Offensivpower der Bayern ein, welche aber dennoch überlegen waren und noch Chancen hatten, führte aber auf der anderen Seite dazu, dass Cissé nun komplett isoliert war. Somit konnten die Freiburger ihre Ballbesitz-Perioden mit dem modernen Libero Schuster nicht mehr ausüben, weil es nach vorne keine Verbindung mehr gab. Cissé ließ sich noch weiter fallen, doch verringerte die Torgefahr noch einmal.

Kurz vor der Pause sorgte Ribéry mit einer exquisiten Aktion für das 3:0, nach der Pause spielten die Bayern ähnlich weiter, sie dominierten Gegner und Ball und kamen ohne große Mühen zu Räumen und Chancen. Nach einem Hattrick Gomez´ schonte man sich in den letzten ca. 20 Minuten dann doch noch, ehe der eingewechselte Petersen noch das 7:0 und sein erstes Bundesliga-Tor erzielte.

Fazit

Was möglich ist, soll man auch machen, nämlich eine Zusammenfassung in einem Satz: Freiburg lud Bayern mit vielen teilweise katastrophalen Fehlern ein, welche im Mittelfeld vollste Kontrolle hatten und dankend annahmen.

Die Freiburger können aus einem solchen Spiel nur lernen, wenn auch die Schwere der begangenen Fehler Anlass zur Sorge gibt. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass Trainer Sorg in der Theorie keine schlechten Ideen hatte. Es wird interessant sein, wie gut der sicherlich fachlich kompetente Sorg diese Ideen im weiteren Verlauf umsetzen kann. Dass man dieses Jahr wieder mehr im Abstiegskampf steckt, dürfte klar sein.

Sepp 13. September 2011 um 13:56

Man kann das Ganze auch auf einen Punkt bringen. Die Bayern waren einfach dermaßen überlegen, das die Freiburger nicht mehr klarkamen. Schade nur das ein Arjen Robben nicht am Start war, der hätte sicher Platz für seine gefürchteten Solos gehabt.

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44² 11. September 2011 um 12:45

Wieder n schöner Artikel.

Habs nich gesehen, aber klingt als sei der Kardinalfehler (im Kontext von Sorgs Ideen) gewesen, dass Makiadi zu zentral stand. Der hätte das angesprochene Loch ja situationsbezogen stopfen können, aber scheint doch sehr weit vom Flügel entfernt gespielt zu haben, wenn du ihn mittig von Schweinsteiger einzeichnest.

Kleine formale Kritik noch: Ein Satz über 9 Zeilen (unterm letzten Bild) liest sich nicht so besonders angenehm. Auch nicht mit ’nem Minus in der Mitte. 😉

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Handkante 11. September 2011 um 12:33

„Zum einen konnte man aufgrund der engen Spielanlage bei einem Ballverlust sofort Gegenpressing betreiben, was auch sehr effektiv und häufig gelang (sehr starke 57, 5 % gewonnene Zweikämpfe, Gustavo klar mit den meisten gewonnenen Duellen), zum anderen sorgte die Ausrichtung der beiden Flügelspieler für noch mehr Räume für Kroos, der neben Rafinha auch die Löcher stopfen musste, und Schweinsteiger (133 Ballkontakte), als diese durch die Freiburger Schwäche ohnehin schon bekamen – dies ist an den verhältnismäßig sehr niedrigen Ballkontakten der Innenverteidiger (aus Bayerns Startelf hatten nur Gomez und Neuer weniger) zu erkennen, das Zirkulieren und Verlagern in der hinteren Reihe fiel weg, weil man oft sofort den Ball ins Mittelfeld bringen konnte.“

Ein Satz, 9 Zeilen – Das geht bestimmt einfacher.

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