Erzgebirge Aue – Energie Cottbus 0:0

Das Montagsspiel der zweiten Liga, das Ost-Derby zwischen Aue und Cottbus bot wahrlich nichts für Fußballfeinschmecker – es war ein schlichtes und kämpferisch geprägtes Spiel.

Im Vergleich zu den letzten Partien der beiden Teams gab es wenige Änderungen. Cottbus wechselte nach dem 2:0 über den KSC gar nicht, während auf der Gegenseite Müller statt Le Beau spielte, welcher allerdings im Laufe des ersten Durchgangs für den verletzten Schlitte kam.

Nach einer zerfahrenen Anfangsphase mit Tempo, offenen Räumen, frühem und engagiertem Attackieren und langen Bällen pendelte sich das Spiel nach einer guten Viertelstunde ein, Cottbus fand den Rhythmus, übernahm das Kommando und dominierte weitgehend Ball und Geschehen, wurde aber – ebenso wie Aue auf der Gegenseite – fast nie gefährlich.

Dieses Spiel bot zwar wenig Spektakuläres und auch keine hochinteressanten taktischen Feinheiten, doch man konnte hier schön sehen, wie man dasselbe Spielsystem, in diesem Fall ein 4-2-3-1, unterschiedlich interpretieren kann. Dies betraf auch die grobe Spielidee, doch besonders interessant waren die Ausrichtungen der Spielzüge und die damit verbundenen Interpretationen bestimmter Rollen.

Aue hatte eine klare Strategie: Man spielte den Ball sehr schnell nach vorne, entweder direkt mit langen Bällen in die Spitze oder klar über die Flügel. Ihre Außenspieler agierten somit als klassische Flügel – schnell und laufstark, sie sollten über die Flügel kommen und Flanken bringen.

Dass dieser Plan nicht aufging und man nur zu sehr wenigen Chancen kam, lag erstens an der Ineffektivität der Außen, zweitens an der exzellenten Leistung von Cottbus-Innenverteidiger Roger, der viele lange Bälle, Flanken oder sonstige Situationen entschärfte, drittens an der mangelnden Unterstützung aus der Tiefe und viertens an der Berechenbarkeit Aues: Die zentralen Mittelfeldspieler waren nicht gut ins Spiel eingebunden und trugen bei Ballbesitz auch nichts groß Kreatives bei, während Cottbus recht leicht außen zustellen und die Räume eng machen konnte.

Cottbus selbst wählte eine gänzlich andere Strategie: Man suchte mehr den Ballbesitz und das ruhige, flache Aufbauspiel von hinten heraus, während die Flügelspieler komplett anders interpretiert wurden – Adlung und Sörensen zog es sehr konstant ins Zentrum, wobei Ersterer eher spielmachender agierte, während der Däne in den Strafraum zog oder Räume schaffen wollte und somit durch sein Spiel ohne Ball arbeitete.

Damit fehlte Cottbus allerdings jegliche Breite gegen einen Gegner, der extrem diszipliniert mit zwei Viererreihen inklusive zwei sehr tief stehende Sechser verteidigte. Dem jungen Bittencourt, dem eine große Karriere prophezeit wird und angeblich Angebote von Dortmund und Bayern vorliegen, war es im Zentrum sehr eng, weswegen er auf außen oder hinten auswich.

Doch gegen die körperlich starken Veilchen gelang ihm nicht viel (nur 22 % gewonnene Zweikämpfe) und so blieben auch seine Versuche, in den Halbpositionen mit seinen Offensivkollegen zu kombinieren, eher erfolglos. Seine Partner in der offensiven Dreierreihe probierten es dann mit Rochaden, was gegen die massierte Deckung aber auch nichts bewegte.

In Kombinationen wollte sich auch der ebenfalls nach außen ausweichende Rangelov einbinden, doch man dominierte den Gegner ohnehin schon – und weil aus dem Mittelfeld Banovic und Kruska zwar gut organisierten, aber nicht den tödlichen Pass spielen konnten, konnte man ohne Präsenz in vorderster Reihe und ohne konsequente Breite – auch die Außenverteidiger kamen zu selten bis ins letzte Drittel und waren bei den Ausnahmen ineffektiv, wenn sie hinterliefen – keine Torchancen kreieren.

Abschlüsse fanden mehrheitlich außerhalb des Sechzehners statt, man dominierte, ein paar Spielzüge hatte man auch, aber dies spielte sich eben meist nur vor dem gegnerischen Defensivblock ab.

Nachdem das Spiel zum Ende der ersten 45 Minuten deutlich abgefallen war, attackierte Aue in der zweiten Halbzeit die Cottbuser früher, welche damit nicht so gut zurechtkamen und ihren Rhythmus verloren. Die Einsatzbereitschaft der Gastgeber verfehlte ihre Wirkung nicht und übertrug sich auch auf das Offensivspiel. Mit dem Tausch von Hochscheidt und Könnecke wurde nun zur Norm, was sich bereits im ersten Durchgang in einigen lichten Positionswechseln angekündigt hatte – und diese Norm war zielführender, qualitativ wie quantitativ bessere Flanken (insgesamt gewann man die Flankenstatistik 15:6), mehr Tempo im Flügelspiel, mehr Unterstützung durch die Außenverteidiger und mehr Entlastung durch die zentralen Mittelfeldspieler führten zu einigen Gelegenheiten.

Der Schlüssel zum Erfolg war nicht nur das frühere Attackieren an sich gewesen, sondern dass man die beiden Mittelfeldspieler von Energie deutlich früher unter Druck setzte und damit das Aufbauspiel unterbrach oder sogar –band. Schröder und Hensel nahmen ihre Gegenspieler fast schon in Manndeckung – und so war die Situation generell auf dem Platz, wo sich alle Auer engagiert in die Duelle warfen (starke 54,4 % gewonnene Zweikämpfe).

Je länger das Spiel dauerte, desto müder wurde man, hatte man doch sehr respektable 115, 2 km (beim konstanten und disziplinierten Verschieben in der ersten Halbzeit) sowie viele Sprtins und schnelle wie intensive Läufe (im Offensivspiel sowie im Pressing nach dem Seitenwechsel) abgespult.

Defensiv gesehen machte es nichts, denn Cottbus konnte zunächst die Räume – Bittencourt war beispielsweise schon ausgewechselt – aufgrund fehlender Frische, Cleverness und Konzentration nicht nutzen, und musste nachher gegen ein wieder tiefer stehendes Erzgebirge spielen.

Während der Pressing-Belagerung hatte Wollitz Kucukovic als Abnehmer für lange Bälle gebracht, der sich für solch ein Spiel aber nicht unbedingt eignete. Cottbus wurde also wieder spielbestimmend, aber ohne letzte Konsequenz und Risiko, was in der Schlussphase zum reinen Verwalten wurde.

Ein interessanter Punkt war, dass Wollitz passend zur Spielidee seines Teams sein Mittelfeld in einen vertikalen und einen horizontalen Akteur eingeteilt hatte. Auf halbrechts übernahm Banovic den tieferen und vertikalen Part, während Kruska etwas höher und nominell halblinks spielte, sich aber ballseitig verschob und diesen dann verteilte.

Doch seine Aufgabe war nicht nur die Ballverteilung, sondern er versuchte sich auch am Vertikal-Spiel in die offensive Dreierreihe, was aber nicht immer klappte. Zwar war seine Leistung wie seine Präsenz (mit 64 die meisten Ballkontakte) gut und ambitioniert, aber alleine konnte er Mittelfeld und Angriff nicht gut genug miteinander verbinden. ´

Banovic´ Passspiel war durchwachsen und nicht immer strukturiert. Es schien ein wenig so, als sei er ein Mann in der Not, der Bälle anzieht und wieder dann sofort zurückgibt – so war er in Aues-Pressing-Phasen recht stark als konstante Anspielstation involviert, doch danach nicht groß zu sehen. Zu oft stand er hinter dem Ball und hielt Kruska lediglich den Rücken frei, aber konnte ihn nur selten unterstützen – dies dürfte sicherlich auch eine Rolle gespielt haben, dass Cottbus diesmal so ungefährlich daher kam.

Fazit

Zwei 4-2-3-1 im Duell: Das Interessante war die unterschiedliche Auslegung der Spielidee und besonders der Flügelspieler-Rollen.

Keine Mannschaft konnte sich viele Chancen erarbeiten, nach Aues Pressing-Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit wollte keiner mehr etwas riskieren – mit dem Ergebnis eines tristen 0:0.

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