OSC Lille – Olympique Marseille 3:2

Am vierten Spieltag der Ligue 1 traf der aktuelle Meister OSC Lille auf Olympique Marseille, den Zweitplatzierten der letzten Saison. In Spielen dieser beiden Teams gegeneinander fielen in der Vergangenheit viele Tore, zuletzt ein 5:4 für Marseille im Supercup. Auch diese Begegnung führte die Tradition der torreichen Spiele fort.

Startformationen.

Formationen

Lilles Trainer Rudi Garcia ließ seine Mannschaft im 4-3-3 auflaufen. Mit Rio Mavuba war ein Mittelfeld-spieler alleine für die Defensive abgestellt. Benoît Pedretti spielte in der halblinken Position davor und Florent Balmont zeigte den größten Bewegungsradius der Mittelfeld-spieler. Er pendelte zwischen den Strafräumen. Im Angriff spielte Moussa Sow in der Mitte, Eden Hazard pendelte zwischen linkem Halbfeld und Rechtsaußen. Der dritte Stürmer, Dimitri Payet, spielte ebenfalls links. Die Tatsache, dass sich Hazard viel auf der linken Seite aufhielt war mit den Angriffsbemühungen über diesen Flügel verbunden.

Olympique Marseille stellte ein 4-2-3-1 auf, bei dem die Außenverteidiger César Azpilicueta und besonders Jérémy Morel sehr weit nach vorne schoben. In der Innenverteidigung musste Didier Deschamps mit dem Rechtsverteidiger Rod Fanni etwas improvisieren. Im defensiven Mittelfeld lief der Neuzugang Alou Diarra neben Benoît Cheyrou auf.

Eine langsame erste Halbzeit

Marseille bestimme den Großteil der ersten Hälfte, während die Hausherren sich auf die Verteidigung und Kontergelegenheiten geschränkten. Das Tempo war insgesamt langsam, die Gäste kamen zu einem Eckball nach einem abgefälschten Fernschuss von Cheyrou. Doch ehe Marseille aus der Überlegenheit einen Nutzen ziehen konnte, schlug OSC zu und führte mit 1:0. Payet war im Mittelfeld völlig frei geblieben und spielte auf Béria, der von links den Ball flach in den Strafraum gab. Dort rutschte Sow vor Torwart Mandanda in den Ball und traf zur ersten Führung (15.).

Durch die Führung beschränkte sich Lille nur noch aufs Kontern und Marseille übernahm komplett die Kontrolle. Dabei nutzte Marseille aber zu selten die ganze Breite des Feldes. Angriffe liefen durch die Mitte oder über links. In der 17. Minute hatte Diawara eine gute Gelegenheit per Kopf. Die erste Hälfte bot aber wenig Interessantes, bis auf eine Hereingabe von Payet, die vor dem Tor keinen Abnehmer fand. Auffällig war wie viel Platz Marseille zwischen Abwehr und Mittelfeld erlaubte. Damit boten sie dem Konterspiel von OSC genug Raum, den die in der ersten Hälfte aber nicht zu nutzen wussten. Das Tempo war gering, beide Teams nutzten die Breite des Feldes zu wenig und den Angriffen fehlte es oft an Präzision.

Zweite Halbzeit

Nach der Pause kam es zu dem Torfestival, das diese Paarung im Vorfeld versprochen hatte. Zunächst scheiterte Marseille noch mit einem Heber aus spitzem Winkel am langen Pfosten. Etwas später schoss Rémy übers Tor, aber in der 56. Minute erzielte Valbuena den verdienten Ausgleich. Diesmal konterte Olympique: der Torschütze bekam den Ball schon in der eigenen Hälfte am Mittelkreis, lief bis etwa 30 Meter vor das gegnerische Tor und traf von dort mit einem leicht abgefälschten Schuss. Auch bei diesem Tor hatte der Angreifer viel zu viel Raum und Zeit um abzuschließen.

Kaum fünf Minuten später ging es bei Marseille über die rechte Seite und bei einem Pass auf den an der Strafraumgrenze lauernden Ayew, wird dieser von Balmont ungeschickt zu Boden gebracht. Den fälligen Freistoß kann Landreau noch mit dem Fuß abwehren, den Nachschuss von Valbuena aber nicht mehr übers Tor lenken (62.). Valbuena traf damit zur 2:1 Führung für Marseille.

Die Tore fielen jetzt fast im Fünf-Minuten-Takt. In der 66. Minute kam Lille schon wieder zum Ausgleich. Einen schnellen Angriff konnte Marseille noch zur Ecke abwehren aber nach dem Eckball konnte Debuchy eine Flanke in den Strafraum schlagen, die Chedjou zunächst auf Payet verlängerte. Der spielte zurück auf den Verteidiger, der das 2:2 erzielte.

In der 74. Minute brachte Fanni Hazard im Strafraum zu fall, der war nach einem Konter durch die Mitte aus halblinker Position in den Strafraum gezogen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Sow.

Danach war das Spiel zwar nicht vorbei, Sow hatte noch eine Chance als er frei vor Mandanda auftauchte. Aber Lille hatte nach der verspielten 1:0 Führung und dem dann aufgeholten Rückstand in der zweiten Halbzeit einfach die besseren Nerven und brachte das Spiel nach hause.

Eine „einseitige“ Partie

Lilles Spiel beschränkte sich zum Großteil auf die linke Seite und das Zentrum. Sie versuchten über schnelle Angriffe Marseille zu überrumpeln, und das gelang ihnen auch ganz gut. Wie die Positionen der Angreifer von Lille und die Ballbesitzverteilung zeigen, blieb der rechte Flügel eher verweist. Als Folge verschob sich auch die Innenverteidigung des Gegners auf die stärkere Seite von Lille.

Marseille verpasste es über den freieren Flügel mehr Angriffe aufzubauen und blieb in der zweiten Halbzeit oft auf der eigenen rechten Seite. Diese Beobachtung wird von den statistischen Werten von Marseilles Außenverteidigern unterstützt. César Azpilicueta war 71-mal am Ball, gewann (17) und verlor (18) aber mehr Bälle als Jérémy Morel (55 Ballkontakte, 12 Ballgewinne und 10 Ballverluste). Dazu brachte der linke Verteidiger 80% seiner Pässe ins Ziel, César nur 67%. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass der Spieler auf der rechten Seite mehr unter Druck stand aber auch mehr am Spiel beteiligt war als der linke Verteidiger.

Marseille stand sehr weit aufgerückt, bis auf die Innenverteidiger und den rechten Verteidiger spielt, im Mittel, kein Feldspieler in der eigenen Spielfeldhälfte. Bei Lille dagegen sind es alle Spieler der Viererkette und der defensive Mittelfeldspieler (und zusätzlich zwei Einwechselspieler), die den Ball eher in der eigenen Spielhälfte hatten als in der gegnerischen.

Fazit

Olympique Marseille schoss zwar 16 mal Richtung Tor und hatte ein leichtes Übergewicht beim Ballbesitz, Ihnen mangelte es aber klar an Effektivität, denn nur 5 Schüsse gingen auch auf das Tor des Meisters. Zum Vergleich: Lille brauchte für 4 Schüsse aufs Tor nur 6 Versuche.

Verloren wurde das Spiel von Marseille aber eher durch die zu großen Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, die immer wieder Raum für Konter boten. Beide Mannschaften sollten ihr Defensivkonzept überarbeiten, besonders im Hinblick auf die Champions League.

Der OSC Lille verbessert sich mit dem Sieg auf den siebten Rang in der Tabelle während Olympique Marseille im Tabellenkeller auf Platz 16 stecken bleibt.

 

(Die statistischen Werte sind von www.ligue1.com)

 

alex 31. August 2011 um 01:01

Hi,
mir gefällt der Artikel gut.
Ich habe einen Verbesserungsvorschlag und zwar, kannst du(könnt ihr) bei der „Durchschnittliche Positionierung….“ nur die Anfangself eintragen/-färben.
Denn momentan (auch mit den Einwechselspielern) erkennt man nicht so viel, ich fände nur die Anfangself(bzw. bei einem frühen Wechsel eben die Spieler die die meiste Zeit auf dem Platz standen) deutlich aufschlussreicher.
Ansonsten, super Artikel die hier immer reingestellt werden.

Antworten

HW 31. August 2011 um 08:44

Danke für den Hinweis.
Mir ist das Problem bewusst und ich hätte vielleicht die Rückennummern der Einwechselspieler aufzählen sollen.
Vom Bearbeiten der Grafik lass ich erstmal die Finger, weil die Rechte ja bei ESPN liegen und ich nicht genau sagen kann ob es denen gefällt, wenn ich in den Bildern auch noch rum male.
Wenn du dir nur die Grafik anzeigen lässt, dann ist sie größer und besser zu erkennen.

Einwechselspieler bei Lille: #6 Souare für #25 Basa (55.), #11 Obraniak für #17 Pedretti (65.), #5 Gueye für #7 Payet (77.).
Marseille: #10 Gignac für #28 Valbuena (68.), #23 J. Ayew für #11 Remy (82.).

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